Die wilde Karde

Kardenblüte mit HummelEin kratziges Bürschchen steht da neben meinem Komposthaufen. Ich will mich nicht mit ihm anlegen, und so mache ich notgedrungen einen Bogen um den großen Wilden. Je älter er wird umso schwieriger wird es mit der wilden Karde. Immer ausladender und breiter wird seine ganze Gestalt. Aber mit ein bisschen gegenseitigem Respekt kommen wir zwei ganz gut miteinander aus.

Art: Wilde Karde Dipsacus fullonum
Familie: Geißblattgewächse Caprifoliaceae
Fundort: Steiermark, Fürstenfeld, Hartler Bauerngarten – Streuobstwiese
Standort: magere, eher kalkarme Wiese, neben Komposthaufen
Datum: 22. Juli 2017
Sammlerin: Susanne Schneider

Karde Trichterblätter

Karde Trichterblätter

Obwohl die wilde Karde nicht mit herkömmlichen Disteln verwandt ist, ist sie ganz schön stachelig: am Stängel, an den Blütenstielen, an den Blatträndern, sogar auf der Rückseite der Blätter, entlang der Mittelrippe, findet man Stacheln. Zumindest kann man sie mit ihrer stattlichen Größe von bis zu 2 m nicht übersehen, und Verletzungen aus dem Weg gehen. Die Blätter sind paarweise miteinander verwachsen und bilden einen Trichter, mit dem die Karde Regenwasser auffängt. Die Blüten der wilden Karde sind lila, die sich in Ringen um das Köpfchen öffnen. Besagtes Köpfchen kann bis zu 8 cm lang sein, es ist eiförmig, zylindrisch und hat alles überragende Tragblätter. Schön finde ich an der Karde, das sie auch im Winter einen tollen Blickfang bietet, und ihre Samenstände Vögel zum knabbern einladen.

Die zweijährige wilde Karde ist nicht giftig. Eine volkheilkundliche Verwendung habe ich in meiner Literatur leider nicht gefunden.

Im Mittelalter nannte man die Tuchmacher Fuller. Der Artname fullonum verweist auf die Verwendung der Karde als Werkzeug der Berufsgruppe. Die Fruchtstände wurden zum Aufrauhen von Wollgewebe benutzt.
Noch besser geeignet war für diese Arbeit die Weberkarde (Dipsacus sativus),  die bis ins 20. Jhdt kultiviert wurde.

Wilde Karde

Wilde Karde

Literatur:
Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle, Roland Spohn: Was blüht den da? 59. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2015

Ursula Stichmann-Marny, Erich Kretzschmar: Der neue Kosmos Tier-und Pflanzenführer. 2. Auflage Jubiläumsausgabe, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 1997

Karde vor der Blüte

Karde vor der Blüte

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