Ich stehe im Obstgarten. Lasse meinen Blick über die jungen Bäume wandern. Sie sind gut gewachsen. Man erkennt, welche Sorten sich wohl fühlen, und welche noch nicht ganz angekommen sind.
Die Äste sind jetzt nackt, ohne Blätter. Man sieht ihren „Körper“. Nichts lenkt den Blick ab. Keine Blätter, keine Früchte. Selbst Vögel sind in dieser kalten Jahreszeit rar. Zum Schutz vor Feinden und der Kälte halten sie sich lieber in dichterem Gestrüpp, beziehungsweise in den immergrünen Hecken nahe am Haus auf.
In meinem Garten sind die Bäume längst noch nicht ausgewachsen. Vor 7 Jahren erst haben wir begonnen die ersten Obstbäume zu setzen. Die Stämme sind noch als eher zierlich zu beschreiben. Auch wenn ich es jetzt gerne tun würde, zum richtigen Umarmen müssen noch einige Jahre vergehen.
Trotzdem bin ich fasziniert von der Rinde der Obstbäume. Die Unterschiede zwischen Kirsche, Birne, Apfel und Zwetschke sind bereits sehr deutlich zu erkennen. Auch Mispel, Quitte und Marille (Aprikose) wollen genauer betrachtet werden. Ich gehe von Baum zu Baum. Jeden Einzelnen berühre ich voller Stolz.
Meine Finger gleiten über die raue Hülle. Tiefe Rillen wechseln sich ab mit ganz glatten Stellen.
Trotz ihrer Jugend, sind manche Äste schon mit Flechten bewachsen. Wunderschön. Das weiche, grün-gelbe Geflecht schmiegt sich an manchen Stellen wie ein Wintermantel ums Geäst.
Ich gehe mit meinem Gesicht ganz nah an den Stamm vom steirischen Maschansker. Er ist momentan der kräftigste Apfelbaum in unserem Garten. Seit 6 Jahren steht er nun in lehmiger Erde, und kommt als regionaler Apfel ganz wunderbar mit dem Boden bei uns zurecht. Die Rinde riecht nach Wald. Ich schließe meine Augen, und nehme den intensiven Duft des Holzes wahr. Unweigerlich stellt sich das Bild von den reifen Äpfeln ein. Ich träume vom Sommer. Ich träume von einem gelben Apfel, mit süß-herbem Fruchtfleisch. Eine Aromaexplosion! Kein Apfelstrudel ohne Maschansker!
Der winterliche Garten bietet mir ganz neue Sichtweisen, und beeindruckend sinnliche Erlebnisse. Ein Beweis, das der Garten, trotz Kälte und Eis, lebendig und stark ist.
Und eines ist gewiss, der nächste Sommer kommt bestimmt! Ich habe die Knospen der Obstbäume gesehen. Sie stehen in den Startlöchern und sind bereit für den Frühling!
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